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Mit dem Natur- und Umweltausschuss die Firma Rohrdorfer - Zementwerk Hatschek GmbH besichtigt
Über die Sommermonate häuften sich die Beschwerden zahlreicher Gmundner:innen über massive Lärm- und Geruchsemissionen beim Zementwerk "Hatschek". Anrainer beklagen, dass sie im Genehmigungsprozess zum neuen zusätzlichen Lagerplatz nicht angehört wurden.
Der Natur- und Umweltausschuss konfrontierte mit den Beschwerden die Bezirkshauptmannschaft sowie die Firma Rohrdorfer. Bei einem im Oktober abgehaltenen Lokalaugenschein konnte der Betrieb besichtigt werden.
Direkte Anrainer klagen über Betriebstätigkeiten vor allem in den Nachstunden sowie - je nach Wetterlage - über Geruchsbelästigungen sowie über Lärm durch das laufende Anfahren und Abbremsen der Zuggarnituren (sog. Mobilern) im Bahnhofsbereich sowie der Lastkraftwagen. Dies führt auch zu schlaflosen Nächten.
"Je nach Wetterlage klagen Gmundner Bürger - mit Wohnsitz in der Miller von Aichholzstrasse, Hochkogel, Fadingerstraße, Grillparzer-Straße, Kaltenbrunnerstraße, Kuferzeile und des Bahnhofareals über eine teilweise enorme Geruchsbelästigung - Gestank nach faulen Eiern, modrigem Chlor - die laut deren Aussagen auf das Zementwerk zurückzuführen seien. Die Geruchsbelästigung sei laut den Beschwerdeführern vorwiegend in den Nachtstunden wahrzunehmen.", so Umweltstadtrat Philipp Wiatschka, der sich diese Angelegenheit zu Herzen nahm und eine Betriebsbesichtigung organisierte. Die Firma Rohrdorfer betont, dass sie ein strenges Monitoring all ihrer Aktivitäten durchführt.
"Neben einer laufenden Ausbreitungsberechnung werden im direkten Nahbereich des 91m hohen Schornsteins auch alle Emissionen gemessen. Hier wird strikt darauf geachtet, dass alle Grenzwerte und Normen eingehalten werden. Eine hochmoderne Filteranlage reinigt sämtliche Abgase. Man sei sich aber bewusst, dass beim Hoch- sowie Runterfahren der Anlage es jedoch zu einer Änderung des chemischen Prozesses kommen kann, wodurch es nicht ausgeschlossen sei, dass es selten aber doch zu Geruchsemissionen käme!", so die Werksleitung.
Hohes Problembewusstsein - an Lösungen interessiert
Im Jahr 2022 wurde der Schornstein von 69m auf 91m erhöht. Dies habe die
Lärm- und Geruchsemission stark reduziert. Ebenso wurde die erste
Pilotanlage zur Rückgewinnung von CO2 in Betrieb genommen. Hier werden
jährlich bis zu 600 Tonnen CO2 eingespart. Rohrdorfer ist sich
offensichtlich seiner hohen ökologischen und sozialen Verantwortung
bewusst und strebt bei allen Entscheidungen den Einklang zwischen
ökonomischen Zielen und ökologischen Werten an.
"Dank der neuen Produktionsanlagen können CO2-ärmere Rezepturen bei der Zementherstellung angewendet werden. Der CO2-Ausstoß ist verglichen mit dem Jahr 2018 um rund 50.000 Tonnen geringer. Die Schlauchfilteranlage, die seit Anfang 2021 in Betrieb ist, halbiert die Staubemissionen im Dauerbetrieb und gewährleistet eine Entstaubung bei allen Betriebszuständen. Staub ist ein wesentlicher Geruchsträger, daher sorgt eine signifikante Verringerung der Staubemissionen für eine nachhaltige Geruchsminderung. Die Ergebnisse der Imissionsmessungen durch das Land Oberösterreich waren bei der letzten Messung 2021 „unauffällig“.", betont Peter Fürhapter, Leiter des Zementwerks Hatschek und weiter:
"In der neuen SCR-Pilotanlage werden die Möglichkeiten zur weiteren Stickoxidreduzierung der Abluft aus dem Produktionsprozess untersucht. Ziel ist, Stickoxide in der Abluft künftig möglichst vollständig zu vermeiden."
Ziel - weitere Lärm- und Geruchsmessungen (Olfaktometrie)
Bei einer abschließenden Gesprächsrunde ist man so verblieben, dass als
oberstes Schutzziel die lärmtechnische Entlastung des gesamten
Bahnhof-Areals sowie beim neuen Freilager erwirkt werden soll, um dessen
Anrainer vor Lärm- und Luftemissionen zu schützen. Hier soll gemeinsam
mit den ÖBB an eine Lösung (Vorschlag Errichtung von Lärmschutzwänden)
erarbeitet werden. Ebenso sollen weitere Geruchsmessungen durchgeführt
werden.
Doch keine CO2-Rückgewinnungsanlage beim Hatschek!
Klimaschutzministerin Leonore Gewessler, Landesrat
Markus Achleitner und Landesrat Stefan Kaineder haben im Februar dJ bei der
Rohrdorfer Zement GmbH in Gmunden den ersten Spatenstich für Österreichs erste
Anlage zur CO2‑Rückgewinnung in der Zementindustrie im großtechnischen Maßstab
gesetzt. Pro Jahr sollten damit rund 30.000 Tonnen Kohlendioxid
zurückgewonnen werden, wodurch die Produktion von jährlich 50.000 Tonnen
CO2‑freiem Zement möglich gewesen wäre. Die Anlage hätte im Spätherbst 2026 in
Betrieb genommen werden sollen.
Betriebsleiter Peter Fürhapter berichtet, dass für „CryoCEM“, so der interne Projektname bei Rohrdorfer, vom österreichischen Innovationsprogramm „Transformation der Industrie“ eine Gesamtfördersumme von 30 Millionen Euro erhalten hat. Diese decke drei Viertel der Gesamtkosten. Die restlichen Kosten trägt die Rohrdorfer Unternehmensgruppe. Aufgrund der aktuellen wirtschaftlich angespannten Lage sei das Projekt aber auf unbestimmte Zeit verschoben und bis auf weiteres auf Eis gelegt.
Von Seiten Hatschek GmbH betone man; wenn es zu Beschwerden komme, so sollen diese umgehend und direkt unter 07612 / 788-300 beim Hatschek-Bürgertelefon mitgeteilt werden. Wahrgenommene Belastungen durch den Betrieb können so direkt der Werksleitung kommuniziert und diesen gemeinsam nachgegangen werden.